Ernährungstipp: Ayurvedische Gewürzmilch

Das Wissen vom Leben – die Traditionelle Indische Medizin

Rene Dolge zoom Die Traditionelle Indische Medizin (kurz TIM) ist eine der ältesten und gleichzeitig ganzheitlichsten Heilverfahren der Erde. Ayurveda ist dabei ein Begriff der altindischen Sanskrit-Sprache und bedeutet „Das Wissen vom Leben“ [8].

Zutaten (1 Portion):

  • 250 ml Bio-Vollmilch (nicht homogenisiert!)
  • je eine Prise Kurkuma, Zimt, Muskatnuss (frisch gerieben)
  • 1-2 TL Honig oder Vollrohrzucker
  • n.B. noch ½ TL Butter oder Nuss-Öl (bspw. Mandelöl)
  • weitere mögliche Gewürze: frischer Ingwer, Kardamom, Safran, Nelke

Gesamtenergie: 135 kcal,  Eiweiß: 8,5 g,  Kohlenhydrate: 19,3 g, Fett: 8,7 g (Angaben 1 Portion)

Zubereitung

Die frische Vollmilch in einem Topf erhitzen, zum Kochen bringen und die gewünschten Gewürze, sowie Butter oder Nussöl darin verrühren und für fünf Minuten bei mittlerer Hitze köcheln lassen. Wenn die Milch auf Trinktemperatur abgekühlt ist, kann der Honig eingerührt werden. Diese Gewürzmilch soll vor dem Schlafen warm bis heiß getrunken werden, frühestens jedoch eine Stunde nach dem Abendbrot. Nach ayurvedischer Lehre soll dies den Schlaf verbessern, allgemein beruhigend aber auch stärkend wirken und beispielsweise positiv für die Gelenke sein. Bei Erkältungskrankheiten, Asthma und Übergewicht wird jedoch vom Verzehr abgeraten [10].

Geeignet als: Frühstück, Betthupferl

Nutzen für den Sportler

Die Traditionelle Indische Medizin geht davon aus, dass Erkrankungen durch ein Ungleichgewicht der drei Doshas (Kapha, Pitta und Vata) entstehen. Daher wird in der ayurvedischen Medizin versucht durch Yoga, Massagen, pflanzliche Heilkräuter und Gewürze, sowie Bewegung, eine spezielle Ernährungsweise und einen veränderten Lebensstil das Gleichgewicht der Doshas wiederherzustellen und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren [1; 8]. In Indien und anderen südasiatischen Staaten geschieht das Hand in Hand, rechtlich gleichgestellt mit der schulmedizinischen Versorgung. Viele Inder wählen rein ayurvedische Behandlungen um Krankheiten präventiv oder kurativ zu begegnen und lehnen schulmedizinische Maßnahmen ab – vor allem in ländlichen Regionen mit wenig medizinscher Infrastruktur und/oder fehlenden finanziellen Mitteln der Familien. Aber auch in den Metropolen ist es völlig normal, dass die Haus- oder Fachärzte auch traditionelle/alternativ-medizinische Therapien verordnen [1].

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Bedarf und die Möglichkeiten alternativer, traditioneller Heilverfahren erkannt und im Jahr 2013 ein Strategiepapier in sieben Sprachen veröffentlicht. Dort wird gezeigt wie zukünftig die Vernetzung schulmedizinischer Maßnahmen mit traditioneller Medizin – wie Ayurveda oder die Traditionelle chinesische Medizin (TCM) – gefördert und ausgebaut werden kann, um besonders in hochentwickelten Ländern die Flut an „Wohlstandserkrankungen“ eindämmen zu können, aber auch preisgünstige Behandlungen bei steigenden Gesundheitskosten zur Hand zu haben [2]. Ayurveda und die TCM wurden von der WHO als medizinische Wissenschaft anerkannt und werden allein in Indien an über 250 Universitäten und Fachhochschulen gelehrt [8].

Wer selbst ayurvedische Erkenntnisse in seinen Alltag – ob zur Gesunderhaltung, Behandlung oder Leistungssteigerung – integrieren möchte, findet dazu beispielsweise Hinweise von der Deutschen Ärztegesellschaft für Ayurveda-Medizin e.V. Dort finden sich Angaben für einen ayurvedischen Tagesablauf, Ernährungshinweise und einige der indischen Heilverfahren. Der gesunde Tagesablauf sieht zum Beispiel vor, ohne Wecker ausgeschlafen aufzustehen, sowie den Tag mit Massagen und Yoga-Übungen zu starten. Im Tagesverlauf folgen gezielte Atem- und Entspannungsübungen, sowie entspannende Aktivitäten zum Ausklang des Tages [3].
Die allgemeinen Ernährungshinweise unterscheiden sich gar nicht so sehr von denen heutiger Ansichten: Nur essen, wenn man Hunger verspürt, zwischen den Mahlzeiten mindesten drei bis vier/fünf Stunden Nahrungskarenz einhalten, nach dreiviertel Magenfüllung aufhören zu essen, sowie Zeit nehmen und langsam, achtsam und ohne Ablenkungen essen etc. [4]. Laut ayurvedischer Weisheit sollte die Hauptmahlzeit des Tages zum Mittag eingenommen werden. Diese kann auch Fleisch, Fisch etc. enthalten, jedoch sollte der überwiegende Teil der Nahrung vegetarischer Natur sein und möglichst warm/gegart zu sich genommen werden. Das Abendessen möge zwischen 17 und 19 Uhr erfolgen, so dass eine Pause von mindestens 12 Stunden zwischen Abendbrot und Frühstück am Folgetag gewährleistet werden kann [4]. Vieles davon hört man heute oft wieder im Zusammenhang mit Intervallfasten, Mindful Eating oder dem intuitiven Essen [5]. Die Studienlandschaft ist überraschend vielfältig und bereits auf dem richtigen Weg zur Überprüfung dieser alten Lebens-, Heilungs- und Ernährungsweisheiten. Sie gehen beispielsweise der Frage nach, ob das für die Mundhygiene empfohlene „Öl-Ziehen“ (nach der Zahnreinigung einen Esslöffel kaltgepresstes Sonnenblumen- oder Sesamöl als Mundspülung) die allgemeine Mundhygiene verbessern kann [6]. Einige pflanzliche Tinkturen und Arzneimittel der ayurvedischen Medizin könnten hilfreich bei Erkrankungen wie Rheuma oder Arthritis sein [7]. Allein dem Gewürz Kurkuma werden bereits antientzündliche und antikanzerogene Wirkungen nachgewiesen, welche das Risiko bestimmter Krebsarten reduzieren könne und für die Therapie des Diabetes mellitus, koronare Herzkrankheit, Rheuma und Co. mehr als interessant ist [9].

Hauptproblem bei der Integration ayurvedischer Therapien in bestehende Gesundheitssysteme stellt der enorme personelle, finanzielle und zeitliche Aufwand zur Überprüfung hunderter Anwendungsverfahren und Pflanzenstoffe dar, um eine gute Evidenzlage für die flächendeckende Anwendung und Finanzierung dieser Behandlungen beispielsweise auch in Deutschland möglich zu machen [8]. Dabei darf bei der wissenschaftlichen Überprüfung keinesfalls der mehrdimensionale Ansatz ayurvedischer Therapien und deren komplexe Interaktionen verloren gehen. Weiter sollten auch alte Heilverfahren, Kräuter und Anwendungen unseres Kulturkreises hinsichtlich Nutzen, Wirkung und Schaden überprüft werden, um sie für Gesunderhaltung, Heilung und Steigerung der Leistungsfähigkeit nutzen zu können.

Unser Autor René Dolge ist staatlich anerkannter Diätassistent, trägt den Titel „M.Sc.Gesundheits- und Pflegewissenschaft" und arbeitet freiberuflich in der Diät- und Ernährungstherapie. Im Sachsensport und auf den Seiten des Landessportbundes Sachsen unter www.sport-fuer-sachsen.de stellt er monatlich neue praktische Beispiele für sportgerechte Ernährung vor.

Literatur:

[1] Bhandari, N. (2015). Is ayurveda the key to universal healthcare in India? British Medical Journal, 350:h2879. [2] World Health Organization (Hrsg.) (2013). WHO traditional medicine strategy: 2014-23. Dec 2013. Abgerufen am 01.07.17 von www.who.int/medicines/publications/traditional/trm_strategy14_23/en/ [3] Deutsche Ärztegesellschaft für Ayurveda-Medizin e.V. (Hrsg.) (2012). Gesunder Tagesablauf. Abgerufen am 01.07.17 von http://www.daegam.de/Downloads/ [4] Deutsche Ärztegesellschaft für Ayurveda-Medizin e.V. (Hrsg.) (2012). Allgemeine Tipps zur richtigen Ernährung. Abgerufen am 01.07.2017 von http://www.daegam.de/Downloads/ [5] Mathieu, J. (2009). What should you know about mindful and intuitive eating? Journal of the American dietetic assoziation. 109/12, S. 1982-7. [6] Gbinigie, O., Onakpoya, I., Spencer, E., McCall, MacBain, M. & Heneghan, C. (2016). Effect of oil pulling in promoting oro dental hygiene: A systematic review of randomized clinical trials. Complementery therapies in medicine, 26:47-54. [7] Kessler, C.S., Pinders, L., Michalsen, A. & Cramer, H. (2015). Ayurvedic interventions for osteoarthritis: a systematic review and meta-analysis. Rheumatology international, 35(2):211-32. [8] Keßler, C.S. & Michalsen, A. (2013). Ayurveda – Traditionelle Indische Medizin: Mehr als ein Wellnesstrend. Deutsches Ärzteblatt, 110(37): A-1678 / B-1484 / C-1458 [9] Krishnaswamy, K. (2008). Traditional Indian spices and their health significance. Asia pacific journal of clinical nutrition, 17 Suppl 1:265-8. [10] Deutsche Ärztegesellschaft für Ayurveda-Medizin e.V. (Hrsg.) (2012). Gewürzmilch – leckeres Anti-Vata-Hausmittel. Abgerufen am 01.07.2017 von http://www.daegam.de/Downloads/