Junges Engagement im Sport

dsj academy camp 2024: Motivation für das junge Ehrenamt

zoom Die Deutsche Sportjugend (dsj) führte vom 17. Januar bis 3. Februar 2024 erneut ein dsj academy camp für junge Engagierte aus dem Sport durch - diesmal in Gangwon/Korea. Isabel Rumpel und Paul Werner waren für Sachsen mit vor Ort und geben einen Eindruck der Maßnahme, die junge Menschen fürs Ehrenamt zusätzlich motiviert.

07.03.2024

Die Olympischen Jugend-Winterspiele 2024 fanden vom 19. Januar bis 1. Februar 2024 in Gangwon/Südkorea statt. Die Deutsche Sportjugend (dsj) ist mit dem dsj academy camp für junge Engagierte aus dem Sport vom 17. Januar bis 3. Februar 2024 wieder live vor Ort gewesen. Aus Sachsen hatten zwei Engagierte die Möglichkeit, mit dabei zu sein: Isabel Rumpel (Jugendsprecherin im Vorstand der Sportjugend Sachsen) als Teilnehmerin sowie Paul Werner (1. Vorsitzender der Sportjugend Sachsen) als einer von vier dsj-Leitungsteamern, die eine besondere Verantwortung wahrnehmen. Isabel reflektiert für uns gern ihre Erlebnisse:

„Ich weiß gar nicht, wie ich diese 18 Tage am besten zusammenfassen kann. An der Stelle passen Hannas Worte aus dem Podcast Zukunft Jugend Sport der dsj – WOW! Die Podcastfolge zum academy camp ist bereits zu hören, da gibt es auch nochmal Erklärungen und Einblicke zum academy camp.

Vielleicht fange ich am Anfang an. Am 16. Januar 2024 ging es für Paul und mich nach Frankfurt. Während Paul im Leitungsteam seine Aufgaben hatte, bin ich als Teilnehmerin mitgefahren und durfte es auch mal genießen, mich nicht um alles kümmern zu müssen. Ich war sehr gespannt auf den Austausch mit den 29 anderen jungen Engagierten und die Erlebnisse in Südkorea.

Unser Flug für den 17. Januar wurde annulliert, was uns einen Tag mehr in Frankfurt gab. Dieser Extra-Tag hat uns Zeit gegeben, uns nochmal in unseren Expert*innen-Teams zusammenzusetzen. Beim Vorbereitungstreffen hatten wir uns in vier Teams aufgeteilt – Moderation, Öffentlichkeitsarbeit, Sport und Kultur. Wir hatten die Möglichkeit die Inhalte und Themen des academy camps mitzugestalten und uns aktiv einzubringen. Ich war im Team Sport und wir haben uns mit Energizer, kleinen Spielen für zwischendurch und den Medaillennews beschäftigt. Und an diesem Tag auch nochmal mit Kennenlernspielen. Den Nachmittag haben wir in der Sporthalle verbracht – gib einer Gruppe Sportler*innen eine Halle und den Schlüssel zum Geräteraum und sie sind beschäftigt.

Donnerstagvormittag ging es dann tatsächlich zum Flughafen. Am Gate haben wir die Wartezeit mit unserem academy camp Tanz überbrückt (Tanzen spielte die gesamte Zeit über eine größere Rolle) und konnten dann boarden. Nach dem Einchecken im Hotel und Mittagessen haben wir uns auf Erkundungstour durch Seoul gemacht, die das Team Kultur geplant hatte. Mit einem ersten Eindruck von der Hauptstadt Südkoreas sind wir am Abend alle in die Betten gefallen. Samstag hieß es dann: Auf nach Gangwon! Nach kurzer Pause zum Einrichten und Ankommen, haben wir unsere Erfahrungen aus dem Engagement miteinander geteilt, über Entwicklungsmöglichkeiten im Ehrenamt geredet und mit Stefan Raid (1. Vorsitzender der dsj) über die Zukunft philosophiert. Das Expert*innentreffen am Abend hat unser Team nach draußen in den Schnee geführt – wie sollte es für ein Sportteam auch anders sein?

Ab Sonntag waren die nächsten Tage gefüllt mit Wettkampfbesuchen und Treffen mit Persönlichkeiten aus Sport und Politik – an diesem Tag durften wir uns das Mixed-Team Skispringen ansehen und uns mit Vanessa Hinz austauschen. Beim Skispringen haben wir Joy und Leo kennengelernt, die beiden sind ein Curling-Mixed Team und haben sich auch die anderen Sportarten bei den YOG ansehen wollen. Wir haben alle zusammen getanzt und gejubelt – es war so schön zu sehen, wie der Sport und die Begeisterung verbinden. Auch das Gespräch mit Vanessa Hinz war spannend – ihre Erfahrungen, die sie bei den Olympischen Spielen 2018 hier in Südkorea gemacht hat und ihre Sicht auf die Youth Olympic Games (YOG) haben zum Nachdenken und Hinterfragen angeregt. So haben wir uns am Montagvormittag mit Olaf Tabor (Vorstand Leistungssport im DOSB) über die Arbeit im DOSB und den Wandel des Sportes unterhalten. Und am Nachmittag Short-Track gesehen, wo wir Joy und Leo wiedergetroffen haben und die Dresdner Athleten Paula Kuhnt Trozewski und Moritz Hartmann bejubelten, die nach ihren Läufen mit ihrem Trainer ebenfalls zu uns auf die Tribüne gekommen sind. Der Austausch mit den jungen Athlet*innen war auf jeden Fall sehr inspirierend.

Der Dienstag startete dann bei -16°C bei der Mixed-Staffel im Rennrodeln und einem Gespräch mit Sascha Benecken (Gesamtweltcupsieger und Olympiasilber sowie -bronze im Rennrodeln). Er erzählte übers Zurückkämpfen in den Sport, das Aufarbeiten von Niederlagen und mentaler Gesundheit. Mit ruhigen und ausführlichen Antworten haben wir einen Einblick in seine Sportlerkarriere, aber auch seine Gedanken zu den YOG bekommen.

Der Nachmittag gehörte dann uns – Freizeit! Oder so. Über die Hälfte der Gruppe hat sich freiwillig Paul und Magnus (Leitungsteam) angeschlossen, um eine Winterwanderung zu machen. Schon nach 10 Minuten war ich eher bei „Schneebergsteigen“. Wir haben im Schnee gelegen, sind durch Sträucher gekrabbelt und haben uns an eingefrorenen Stricken den Berg hochgezogen. Auf dem Rückweg hieß es „ride or die“ – wir sind die Strecke, die wir hochgekraxelt sind, wieder runtergerutscht. Das waren die lustigsten Stunden, die ich je im Schnee verbracht habe. Wir haben als Gruppe aufeinander aufgepasst, uns geholfen und es zusammen zum Hotel zurückgeschafft. Der Gruppenzusammenhalt war die gesamte Reise über unglaublich! Ich war sehr begeistert davon, wie viel Spaß wir alle gemeinsam hatten, wie wir aufeinander geachtet und zusammengehalten haben. Es war eine super schöne Erfahrung mit so verschiedenen, aber begeisterten und engagierten Menschen gemeinsam zwei Wochen unterwegs zu sein. Das Team Moderation hat am Abend das Trikot-Wichteln organisiert, sodass wir unsere Vereins- und Verbandsshirts untereinander getauscht haben. Auch das ist eine coole Erinnerung – immer, wenn wir jetzt diese Shirts tragen, erinnern wir uns an die gemeinsame Zeit.

Mittwoch ging es zum Biathlon, anschließend haben wir mit Torsten Burmester (Vorstandsvorsitzender des DOSB) zusammengesessen. Er hat uns Einblicke in die Sportpolitik gegeben, unter anderem zum Thema „Deutsche Bewerbung für Olympische und Paralympische Spiele“. Burmester war eine sehr offene und interessierte Person, er hat sich unsere Interessen und Projekte mit Freude angehört.

Der vollste Tag in Gangwon war definitiv der Donnerstag. Der begann beim 3x3-Eishockey – eine Spielweise, die ich vorher nicht kannte, mich aber sofort fasziniert hat. Die beiden Spiele um Bronze liefen parallel, genauso wie die Finalspiele um Gold, wodurch man sich nur auf ein Spiel so richtig konzentrieren konnte. Direkt im Anschluss fuhren wir zum Olympic Family Hotel, wo Christian Klaue (Director Corporate Communications and Public Affairs Department beim IOC) bereits auf uns wartete. Eine in meinen Augen sehr spannende Persönlichkeit und auf jeden Fall professionell. Es war immer wieder lustig, wie er IOC-Mitglieder, die an uns vorbeiliefen, einlud sich vorzustellen – so auch Serhij Bubka. Er teilte mit uns seine Philosophie, warum ein Weltrekord nicht genug ist und warum man immer zum nächsten Ziel streben und höher denken sollte. Er war sehr inspirierend. Er hat mit einer Freude von seinem Werdegang und seiner Arbeit erzählt. Den Abschluss des Tages bildete unser Besuch im Olympic Village, in dem wir uns das „Athlete365 – Programm“ansehen und mitmachen konnten – ein Programm zur Olympischen Bildung. Die Athlet*innen beschäftigen sich z.B. mit den Olympischen Werten, Empowerment und Gesundheit.

Zurück in Seoul hatten wir einen freien Tag, den wir komplett für uns gestalten und die Stadt entdecken konnten. So habe ich mir die kleinen Gässchen in den traditionellen Vierteln angesehen und Seoul aus 478m Höhe von oben bewundert. Die folgenden drei Tage hatten wir den Austausch mit koreanischen Germanistikstudenten, die nicht nur aus Seoul kamen, sondern von insgesamt sechs Universitäten angereist sind. Am ersten Tag ging es hauptsächlich ums Kennenlernen und den Austausch, am zweiten Tag haben wir uns mit dem Thema „Mental Health“ in beiden Ländern beschäftigt und waren am Abend alle zusammen typisch koreanisch Karaoke-Singen und am dritten Tag haben wir uns den Gender Gap Report angesehen und versucht nachzuvollziehen, welche Gründe die Zahlen haben könnten.

Die Demilitarisierungszone stand für Dienstag auf dem Plan. Gemeinsam mit dem Militärattaché sind wir zur Grenze zwischen Nord- und Südkorea gefahren. Die Ausstellung und der Tunnel, den Nordkoreaner gebaut haben, um unterirdisch nach Südkorea zu kommen, haben Eindrücke von der Situation zwischen beiden Ländern hinterlassen. Ebenso wie die Aussichtsplattform, von der man nach Nordkorea sehen konnte. Botschafter Georg Wilfried Schmidt hat uns für den Abend in seine Residenz eingeladen. Ich war begeistert davon, dass er sich vorher ausführlich über uns und unsere Aufgaben informiert hatte und mit Freude Fragen beantwortet hat. Auch beim Abendessen haben er und seine Attachés sich in Gespräche eingebracht, uns interessiert zugehört und von eigenen Erlebnissen, dem Alltag in der Botschaft und ihren Aufgaben erzählt. Die Wertschätzung von allen Seiten war fantastisch.

Unser vermeintlich letzter Tag diente noch einmal unserer eigenen Arbeit – wir hatten in Gruppen Themen wie Anti-Doping mit einem Spiel der Deutschen Basketballsportjugend, die Zukunft der Olympischen und Paralympischen Spiele und der Weiterbildung im Ehrenamt. Hier war es spannend, welche Projekte die anderen Organisationen haben und wie sie arbeiten.

Der Besuch an der Sportuniversität Koreas (Korean National Sport University) begann mit einem Vortrag über die Sportstruktur und endete mit einer Führung über den Campus – Eishalle, Karatehalle, Hockeyplatz und Schwimmhalle. Es war beeindruckend, wie viele Sportarten ihren Platz dort gefunden haben. Der Olympiapark von 1988 lag direkt daneben, sodass wir die Gelegenheit nutzten und uns diesen einmal ansahen. Die Parkanlage war eine schöne Fläche, auf der öffentliche Sportplätze und Wiesen waren. An unserem „letzten Abend“ sind wir alle gemeinsam erst Essen gegangen und anschließend in eine Karaokebar, wo unentdeckte Talente zum Vorschein kamen. Gegen Ende wurde dann bekannt, dass unser Rückflug annulliert wurde – es endete also wie es angefangen hatte. Somit hatten wir noch einen Tag mehr in Seoul, einige von uns sogar zwei.

Den tatsächlich letzten Tag konnten wir ausschlafen und so gestalten wie wir es wollten, uns alles ansehen, was wir nicht geschafft hatten oder einfach ein bisschen durch die Straßen laufen. Der Abend war relativ ruhig – die sechs Personen, die nur einen Tag später fliegen durften (darunter auch Paul und ich), wurden verabschiedet und wir haben nochmal ein paar lustige Momente gemeinsam gehabt und dann langsam alles fertig gemacht. Eine Aktion zum Abschluss der Reise war die „Honigdusche“, bei der man jedem einen kleinen Zettel mit lieben Worten in seinen Umschlag stecken durfte. Für mich ist es eine unglaublich schöne Erinnerung und hat noch einmal gezeigt, wie gut wir uns alle verstanden und als Gruppe funktioniert haben.

Vielen Dank!“

Isabel Rumpel,
Jugendsprecherin im Vorstand der Sportjugend Sachsen