Positionspapier von DOSB/dsj

Ganztagsförderung bewegt gestalten!

Thomas Buchmann zoom Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB) und Deutsche Sportjugend (dsj) haben ein gemeinsames Positionspapier zum Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung und -förderung ab dem Jahr 2026 veröffentlicht. Dabei fordern sie notwendige Rahmenbedingungen für einen bewegten Ganztag.

26.04.2023

Mit dem Ganztagsförderungsgesetz (GaFöG) und der damit verbundenen stufenweisen Einführung eines Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung und -förderung von Kindern im Grundschulalter wird die Zahl der ganztägig betreuten Kinder in Deutschland weiter zunehmen und die Ganztagsbildung an Bedeutung gewinnen. Dies wird Auswirkungen auf die Gesamtstruktur des organisierten Sports sowie insbesondere auf die Kooperationen von Sportvereinen und Schulen haben.

Aufgrund der zunehmenden Institutionalisierung der Kindheit ist es wichtig, dass eine bewegungsförderliche Schulumwelt geschaffen wird. Durch die längere tägliche Verweildauer der Kinder in der Schule spielt dort die Bewegungsförderung für ein gesundes Aufwachsen eine bedeutende Rolle. Bewegung, Spiel und Sport sind unverzichtbare Bestandteile des schulischen Bildungsangebots sowie ein Kinderrecht. Sie sind deshalb von Anfang an bei der Ausgestaltung des Ganztags mitzudenken und zu berücksichtigen – vom pädagogischen Konzept des Ganztags über die Qualifizierung des eingesetzten Personals, bis hin zur bewegungsfreundlichen Gestaltung von (schulischen) Räumen und der Schulumgebung.

Die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) erarbeitet gemeinsam mit der Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK) einen bundesweiten Qualitätsrahmen als „Empfehlungen für ganztägige Bildungs- und Betreuungsangebote an Ganztagsschulen und weiteren Orten“ und wird diesen bis zum Herbst dieses Jahres verabschieden. Im Anschluss daran soll er als Grundlage zur weiteren qualitativ hochwertigen Ausgestaltung des Ganztags in den Ländern dienen.

Der DOSB und die dsj haben am 17./18.04.2023 eine gemeinsame „Positionierung zum weiteren Ausbau des Ganztags im Rahmen des Rechtsanspruchs auf ganztägige Betreuung und Förderung von Kindern im Grundschulalter“ verabschiedet.

Im Mittelpunkt der Positionierung steht die Verankerung von Bewegung, Spiel und Sport im Ganztag und die weitere Gestaltung in gemeinsamer Verantwortung mit dem Schulsystem. Die dort formulierten Forderungen und Rahmenbedingungen für einen bewegten Ganztag sehen wir als wichtige Grundlage, um mit Ihnen die diesbezüglichen Voraussetzungen auf Länderebene anzustoßen. Wir würden es sehr begrüßen, wenn die in der beigefügten Positionierung aufgeführten notwendigen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für die Gestaltung eines bewegten Ganztags in Ihren Qualitätsprozess einfließen und Berücksichtigung finden.

  • Bewegung, Spiel und Sport fest im Ganztag verankern
  • Gestaltung des Ganztags gemeinsam verantworten – Sport als Bildungsakteur anerkennen
  • Strukturen des Kinder- und Jugendsports unterstützen und sichern
  • Strukturen und inhaltliche Arbeit des Sports an die neuen Lebensrealitäten von Kindern anpassen

Nachdem aktuelle Studien belegen, dass sich etwa dreiviertel der Kinder bereits im Grundschulalter weniger als die von der WHO empfohlenen 60 Minuten am Tag bewegen, müssen bewegungsfördernde Schul- und Ganztagskonzepte geschaffen werden. Regelmäßige Bewegungs-, Spiel- und Sportaktivitäten sind jedoch nicht nur für das gesunde Aufwachsen junger Menschen relevant. Diese können sowohl der Rhythmisierung von Lernaktivitäten und Erholung als auch der Gestaltung einer kindgerechten und gesundheitsfördernden Schulkultur dienen.

Darüber hinaus erscheint es wichtiger denn je, wenn mehr als 70 % der Kinder und Jugendlichen noch heute an psychischen Belastungen als Folge der Corona-Pandemie leiden, das Erleben in der Gruppe, Spiel und Interaktion, Bewegung und Sport, Kunst und Musik, Naturerlebnisse und handwerkliche Tätigkeiten im Ganztag zu ermöglichen. Sportvereine und -verbände sind große zivilgesellschaftliche Bildungsanbieter und -akteure. Sie gestalten seit vielen Jahren den außerunterrichtlichen Schulsport sowie Bewegungs-, Spiel und Sportangebote im Ganztag kompetent mit.

Qualitätsentwicklung und Ausgestaltung der Ganztagsschule erfolgen in gemeinsamer Verantwortung. (Ganztags-)Schule und gemeinnütziger Sport müssen unter den neuen Gegebenheiten verstärkt aufeinander zugehen und sich intensiv aufeinander beziehen. Bisherige Kooperationen müssen gestärkt und weiter ausgebaut werden. Der Sport ist gewillt, seine Expertise in die Qualitätsentwicklung und Ausgestaltung des Ganztags einzubringen und hofft auf einen partizipativen Prozess.

Leon Ries, Geschäftsführer der dsj, betont: „Bewegung, Spiel und Sport sind unverzichtbare Bestandteile des schulischen Bildungsangebots. Bei der Umsetzung eines ausgeweiteten Ganztagsangebots für Grundschulkinder sind diese Bausteine daher von vornherein mitzudenken. Die Ausweitung von Ganztagsplätzen erfordert eine bedarfsgerechte Ausstattung mit Bewegungs- und Sportangeboten an Schulen.”

„Für unsere Sportvereine ergeben sich aus dem Rechtsanspruch neue Herausforderungen und Chancen. Wir wollen mit der Politik einen bewegten Ganztag gestalten, und da gehören unsere Vereine ganz klar dazu”, unterstreicht Michaela Röhrbein, DOSB-Vorstand Sportentwicklung. “Das bedeutet, sie in das pädagogische Konzept des Ganztags zu integrieren, sie bei der Qualifizierung des eingesetzten Personals zu bedenken und sie bei der Gestaltung einer bewegungsfreundlichen Umgebung einzubeziehen“. 

Download

  • dsj-Seite: Artikel zur gemeinsamen Positionierung von DOSB und dsj
  • Positionspapier "Ganztagsförderung bewegt gestalten!"

(Quelle: DOSB / dsj)