Das Forderungspapier präsentiert eine langfristige Vision der Freiwilligendienste und umfasst drei zentrale Punkte:  

  • Ein Rechtsanspruch auf Förderung jeder Freiwilligenvereinbarung. Das heißt: Wo (junge) Menschen, Einsatzstellen und Träger sich auf den Freiwilligendienst vereinbaren, wird dieser durch den Bund gefördert.
  • Ein staatlich finanziertes existenzsicherndes Freiwilligengeld. Die Ableistung eines Dienstes ist unabhängig von den finanziellen Ressourcen des Elternhauses für alle möglich.
  • Die Beratung ALLER jungen Menschen nach dem Schulabschluss zur Möglichkeit eines freiwilligen Engagements. Das Recht auf einen Freiwilligendienst ist dabei eng verbunden mit einer einladenden Beratung, die alle Schulabgänger*innen erreicht.
     

Hintergrund

Mehr Menschen zu gewinnen für soziales Engagement, das ist der Kern immer wiederkehrender Debatten - z.B. rund um das Thema Pflichtdienst. Der Verteidigungsminister Pistorius hat nun vorgeschlagen, dass alle Schulabgänger*innen verpflichtend (wegen des Grundgesetzes erstmal die Männer) einen Fragebogen ausfüllen sollen, um dann ggf. ein Angebot für einen Wehrdienst erhalten zu können. Die verbandlich organisierte Zivilgesellschaft und Zentralstellen der Freiwilligendienste im In– und Ausland setzen mit ihrem aktuellen Forderungspapier „Freiwilligendienste 2030 – Vision für eine Kultur selbstverständlicher Freiwilligkeit“ mit konkreten Vorschlägen genau in dieser Debatte an, um gemeinsam einen neuen Weg aufzuzeigen zwischen einem nicht zufriedenstellendem „weiter so“ und einer Pflichtdiskussion, die die Generationen eher spaltet als zusammenbringt.

100.000 Freiwilligendienstleistende und damit mehr als 10 % der Schulabgänger*innen engagieren sich jedes Jahr in verschiedenen Einrichtungen für das Gemeinwohl (von der Kita, über den Sport und die Pflege bis hin zum Zivil- und Katastrophenschutz) und leisten somit einen wichtigen Beitrag für das soziale Miteinander und den Gemeinsinn. Die Freiwilligen profitieren, indem sie praktische Einblicke in die Arbeitswelt erhalten und sich persönlich weiterentwickeln. Die Einsatzstellen werden durch die zusätzlichen Hilfskräfte unterstützt und gewinnen oftmals geeignete Nachwuchskräfte und langfristig Engagierte.

Derzeit engagieren sich rund 82.400 Freiwillige bei verbandlich organisierten Zentralstellen,das sind knapp 85% aller Freiwilligen in den unterschiedlichen Dienstformaten. Bei den verbandlich organisierten Zentralstellen absolvieren rund

  • 50.000 ein FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr),
  • 3.300 e in FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr),
  • 35.000 einen BFD (Bundesfreiwilligendienst) und
  • 6.000 einen internationalen Freiwilligendiensten (Internationaler Jugendfreiwilligendienst, Entwicklungspolitischer Freiwilligendienst Weltwärts, Kulturweit, Europäisches Solidaritätcorps)

"Wir im Sport erleben, dass die tausenden Freiwilligendienste auch auf lange Sicht zu mehr Engagement führen. Denn: Wer sich einmal engagiert und dabei positive Erfahrungen macht, wird dies mit höherer Wahrscheinlichkeit im Laufe des Lebens auch weiterhin tun. Und das nicht nur im Sport, sondern beispielsweise auch im Job und allen weiteren Bereichen des Lebens. Sie erleben sich als wirksamer Teil der Gesellschaft und lernen sich einzubringen: Sie lernen Demokratie!“, so Benny Folkmann, 2. Vorsitzender der dsj, während der Bundespressekonferenz zum Thema Rechtsanspruch auf ein Gesellschaftsjahr: Umsetzungsvorschlag der Zivilgesellschaft zur Debatte um verpflichtende Dienste für junge Menschen.

Auch Paul Werner, 1. Vorsitzender der Sportjugend Sachsen, kennt das Potenzial der Freiwilligendienste und unterstützt die Vision für eine Kultur selbstverständlicher Freiwilligkeit: "Freiwilligendienste sind ein Antrieb für die Gesellschaft. Sie stärken unseren demokratischen Zusammenhalt. Jeder, der einen Freiwilligendienst ableisten möchte, sollte daher die Chance und das Recht darauf haben!"

Studien belegen, dass das Potenzial der Freiwilligendienste noch nicht ausgeschöpft ist. Mit umfassender Information und einem attraktiveren Angebot für einen freiwilligen Dienst an der Gesellschaft könnten noch viel mehr Menschen für ein Engagement für Deutschland gewonnen werden und damit Zusammenhalt und Demokratie gestärkt werden.

Um das Potential der Freiwilligendienste zu entfalten und eine Verdoppelung der Freiwilligenzahlen zu erreichen, braucht es einen Rechtsanspruch auf Förderung jeder Freiwilligen-Vereinbarung, ein staatlich finanziertes Freiwilligengeld auf BAföG-Niveau für alle Freiwilligen und eine auffordernde Einladung und Beratung aller Schulabgänger*innen zu den Möglichkeiten, sich in einem freiwilligen Dienst zu engagieren. Ziel ist es, dass sich mehr Menschen in einem Freiwilligendienst engagieren und sie dies als gewinnbringendes und aktivierendes Jahr empfinden, so dass sie sich auch danach aktiv in die Gesellschaft einbringen.

Das Forderungspapier mit der Position der verbandlich organisierten Zivilgesellschaft und Zentralstellen der Freiwilligendienste im In- und Ausland finden Sie auch unter www.RechtaufFreiwilligendienst.de .