Er war der große Goldfavorit und einem enormen Druck ausgesetzt, dazu der minimale Vorsprung von nur 0,03 Sekunden aus den ersten beiden Läufen. Doch wer Sportgeschichte schreiben will, der ist auch den hohen Erwartungen von außen und an sich selbst gewachsen. In eindrucksvoller Manier triumphierte Francesco Friedrich am Sonntag einmal mehr bei den Winterspielen in Peking und sicherte sich mit dem Sieg im Viererbob das doppelte olympische Double – das war noch keine Piloten vor ihm gelungen!
Bereits bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang vor vier Jahren hatte er zwei Goldmedaillen gewonnen, nun wiederholter er diese Meiserleistung im Sliding Centre Yanqing. Dabei machte es ihm vor allem sein deutscher Teamkollege Johannes Lochner richtig schwer. Am Ende profitierte Friedrich jedoch von seinen schnellen Startzeiten und sagte: „Hätten wir den Vorsprung von oben nicht mitgenommen, wäre es auf der Bahn eng geworden, ein Krimi“.
Teamzusammenhalt ist alles
Bemerkbar machte sich dies bereits im dritten Lauf, in dem „Franz“ für eine Vorentscheidung sorgte. Aufgrund seiner Startbestzeit näherte er sich dem am Samstag von „Hans“ (Johannes Lochner) aufgestellten Bahnrekord und lag vor dem alles entscheidenden Finallauf mit 0,20 Sekunden vorn. Im vierten Lauf spielte Friedrich mit seiner Crew um Vereinskollege Candy Bauer, Thorsten Margis und Alexander Schüller all seine Erfahrung aus und legte noch einmal Bestzeit hin. Mit einem Vorsprung von 0,37 Sekunden sicherte er sich schließlich Gold vor Joannes Lochner, Bronze ging an den Kanadier Justin Kripps. Dieser verwies Christoph Hafer auf Rang vier und verhinderte somit einen deutschen Dreifacherfolg, wie es ihn im Zweier gab, Vierter.
Im Interview mit der ARD sagte Francesco Friedrich glücklich: „Es war sehr schwierig. Die Bedingungen waren super, aber die anderen waren echt auf Top-Niveau". Und Anschieber Candy Bauer sprach seinen Dank auch an seinen sächsischen Teamkollegen Martin Grothkopp aus, der das Bobteam Friedrich in Peking dieses Mal im Hintergrund unterstützte und als Ersatzmann parat stand. „Leider können wir nur zu viert fahren, aber der Erfolg wäre ohne den Zusammenhalt im gesamten Team nicht möglich“, betonte er.
Friedrich schreibt Bob-Geschichte
Zur historischen Bedeutsamkeit des doppelten olympischen Doppel-Golds von Seriensieger Friedrich: In der olympischen Geschichte des Bobfahrens ist es nur Andreas Osterl (1952), Eugenio Monti (Italien/1968), Meinhard Nehmer (1976), Wolfgang Hoppe (1984), André Lange (2006) sowie Friedrich 2018 in Pyeongchang gelungen, beide Disziplinen zu gewinnen. Nun wiederholte der Sachse diesen Coup als Erster.
Zudem zog er mit vier olympischen Goldmedaillen mit André Lange gleich, der 2002 und 2006 im Vierer- sowie 2006 und 2010 im Zweierbob gesiegt hatte. In der Gesamtbilanz hat Lange allerdings noch eine weitere Silbermedaille von den Vancouver-Spielen 2010 stehen und ist damit der erfolgreichste Pilot der Olympia-Geschichte. Dies könnte Friedrich in vier Jahren in Mailand und Cortina d'Ampezzo übertrumpfen.
Ergebnisse
Viererbob, Männer
1. | Deutschland | GER | 3:54,300 min |
2. | Deutschland | GER | +0.370 sec |
3. | Kanada | CAN | +0.790 sec |