Noch während sich bei den ersten von der Pandemie gebeutelten Vereinen eine vorsichtige Tendenz der Erholung einstellt und der sommerlich unbeschwerte Sport- und Wettkampfbetrieb auf Normalität hoffen lassen, rollt bereits eine weitere Welle existentieller Herausforderungen an. Der organisierte Sport steht erneut vor einer Zerreisprobe.
Wie zäh die sächsische Sportfamilie ist, haben nicht nur die vergangenen zwei Jahre gezeigt, in denen vor allem an der Ehrenamtsfront unermüdlich für das Überleben gekämpft wurde, sondern auch die Bereitschaft zur Solidarität und Hilfsbereitschaft im Zuge des Russland-Angriffs auf die Ukraine und denen aus ihr geflüchteten Menschen. Beide Krisen wurden zum Großteil aus Eigeninitiative gestemmt – dies wird bei den Herausforderungen infolge der steigenden Energiekosten nicht zu bewerkstelligen sein.
Energie sparen allein reicht nicht mehr
Bereits in den vergangenen vier Jahren ist eine regelrechte Preisexplosion zu verzeichnen – exemplarisch betragen die Anstiege bei Flüssiggas 153 Prozent, bei Heizöl 156 Prozent, bei Diesel mehr als 77 Prozent und beim Strom knapp 24 Prozent. Zu spüren bekommen das vor allem auch unsere Sportvereine, die trotz aller Bemühungen nur dabei zusehen können, wie die Mehrkosten in die Höhe gehen und rote Zahlen im Vereinskonto schreiben.
Doch die Situation ist paradox: wird an Energie gespart – etwa durch das Absenken der Luft- oder Wassertemperatur – steigt damit einhergehend das Verletzungsrisiko der Sportlerinnen und Sportler. Werden die Mitgliederbeiträge erhöht, steht dies im Kontrast zum sozialen Auftrag, dass Sport jeder und jedem zugänglich bleibt. Kurios ist auch die Lage von Vereinen, die Bäder betreiben. Infolge von Kosteneinsparungen müssen diese zum Teil das Angebot für das Baby- und Kinderschwimmen einschränken, da für diese Altersgruppen die Wassertemperatur zu niedrig ist. Als wären geschlossene Schwimmhallen und der steigende Anteil an Nichtschwimmern nicht ohnehin schon ein alarmierendes Problem in der gegenwärtigen Gesellschaft.
Kein Sport darf nicht die Lösung sein!
Noch genießen wir alle den Sommer, doch der Herbst wird ungemütlich. Denn neben den neuerlich befürchteten pandemiebedingten Einschränkungen erwartet uns im Sport ein Schreckensszenario infolge nicht zu bewältigender Energiekosten. Indem die Hallen kalt bleiben, das Duschen untersagt wird und manch ein Training ganz abgesagt werden muss, wird dem Sport jegliche Attraktivität und Grundsubstanz genommen. Wenn wir eins in zwei Jahren Pandemie gelernt haben, dann doch wohl das: Kein Sport darf nicht die Lösung sein!
Diese Gedanken müssen sich auch endlich in den Köpfen der Landesregierung manifestieren. Damit der organisierte Sport nicht ganz von der Bildschirmfläche verschwindet und Bewegung zu einem antiquierten Abstraktum verkommt, braucht es finanzielle Hilfen vom Land. Kurz- und mittelfristige staatliche Hilfen müssen die aktuellen Preissteigerungen abfedern helfen und unbürokratisch umgesetzt werden. Kurzfristige Überbrückungshilfen können ein Anfang sein, langfristig muss es bereits jetzt Lösungsvorschläge und Entlastungsprogramme geben. Die Politik steht hier genauso in der gesellschaftlichen Verantwortung wie der Sport – es geht um ein soziales Miteinander und eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Hier darf der Sport nicht erneut ausgeklammert werden.