Durch die Kooperation mit einer Schule in der näheren Umgebung verbessert der Sportverein außerdem seine Bekanntheit und sein Image in der Öffentlichkeit.

Vor diesem Hintergrund haben der Landessportbund Sachsen und das Sächsische Staatsministerium für Kultus eine Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit an allgemeinbildenden Schulen mit Ganztagsangeboten getroffen. Deren Ziel ist es, Kooperationen zwischen Sportvereinen und Schulen mit GTA zu forcieren, quantitativ wie qualitativ auszubauen und weiterzuentwickeln. Im Vordergrund steht die Verbesserung der Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen durch die Gestaltung vielfältiger Bewegungsangebote.

Um noch mehr Sportvereine motivieren zu können, GTA künftig mitzugestalten, ist es wichtig zu wissen, welche Unterstützungsleistungen sie dafür noch benötigen und welche Beweggründe sie bisher von einer Kooperation abgehalten haben. Ein seit September vorliegender Zwischenbericht des Landessportbundes Sachsen zu sportlichen Ganztagsangeboten im Freistaat beschreibt nun die Ausgangssituation. Basis ist eine im Sommer durchgeführte Online-Vereinsbefragung zum Thema Schulkooperationen, die mit Unterstützung der Kreis- und Stadtsportbünde durchgeführt wurde. Aus einer Vielzahl an gewonnenen statistischen Daten konnten erste Schlussfolgerungen abgeleitet werden.

Stark: 55 Prozent der Vereine melden zurück

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Um ein möglichst repräsentatives Befragungsergebnis über die Gesamtheit der sächsischen Sportvereine zu erhalten, wurde die Vereinsstudie recht breit angelegt. In das Untersuchungsfeld wurden 2.528 Mitgliedsvereine des Landessportbundes Sachsen einbezogen. Der Fragebogen wurde in zwei Teile untergliedert, einen Ja-Fragebogen für Vereine, die mit einer oder mehreren Schulen im GTA kooperieren und einem Nein-Fragebogen für Vereine, die bislang noch keine Kooperation eingegangen sind.

Geantwortet haben insgesamt 1.391 Sportvereine. Das entspricht einer äußerst respektablen Rücklaufquote von 55 Prozent. Davon haben 36,1 Prozent der Sportvereine angegeben, mit mindestens einer Schule im Rahmen eines GTA zu kooperieren. 63,9 Prozent der rückgemeldeten Sportvereine tun dies bislang nicht.

Verfügbares Personal als Hemmnis

Während keine signifikanten Unterschiede bei der Verteilung im urbanen bzw. ländlichem Raum erkennbar sind, existieren große Differenzen bei der regionalen Gesamtverteilung von Kooperationen zwischen Schulen und Sportvereinen in Sachsen.

Grundschulen sind für Sportvereine die häufigsten Kooperationspartner (48,3 Prozent). Oberschulen (24,8 Prozent) und Gymnasien (17,6 Prozent) sind dagegen leicht unterrepräsentiert. Förderschulen liegen bei 5,6, andere Schulformen bei 3,7 Prozent.

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Die meisten Sportvereine (82 Prozent) führen ein bis zwei Angebote an einer oder mehreren Schulen durch. Ein Fünftel der Sportvereine, die derzeit mit Schulen im GTA kooperieren, führt genau ein Angebot durch. Drei und mehr Angebote offerieren 18 Prozent der Sportvereine, unabhängig von der Größe des Sportvereins.

Ballsportarten (31 Prozent, insbesondere Fußball) und Rückschlagspiele (11 Prozent) machen zusammen 42 Prozent aller Angebote aus.

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Fast zwei Drittel aller Angebote werden von ehrenamtlichen Übungsleiterinnen und Übungsleitern, Trainerinnen und Trainern erteilt. Ein nicht zu vernachlässigender Anteil (5,1 Prozent) wird von Personen ausgeführt, die einen Freiwilligendienst leisten. Als Hauptgrund für das Nichtzustandekommen einer Kooperation mit einer Schule im Rahmen von GTA geben die Sportvereine an, kein Betreuungspersonal – also keine Übungsleiterinnen und Übungsleiter, Trainerinnen und Trainer – zur Verfügung zu haben.

Gute Beispiele sollen überzeugen

In der jetzt begonnenen zweiten Projektphase werden nun aus der Vereinspraxis bereits erfolgreich angewandte und gut funktionierende Kooperationsbeispiele zwischen Sportvereinen und Schulen im GTA herausgearbeitet. Durch das Aufzeigen vielfältiger Best-Practice-Beispiele sollen noch mehr Vereine von der Kooperation mit Schulen im GTA überzeugt werden.

„Titans machen Schule“

Gert Küchler Dresden Titans zoom

Im Basketball kooperieren die Dresden Titans bereits seit Jahren erfolgreich mit Schulen - und berichten im nachfolgenden Interview über die damit zusammenhängenden Chancen und Herausforderungen. Welche bedeutende Rolle in der Ausbildung und Entwicklung von Nachwuchstalenten die enge Zusammenarbeit mit Schulen spielt und welche weiteren Vereinsziele mit einer Schulkooperation im Rahmen von Ganztagsangeboten (GTA) verfolgt werden, wollten wir von Gert Küchler, Nachwuchs- und Geschäftsstellenleiter des Basketballclubs Dresden Titans, wissen.

  • Seit wann arbeiten die Dresden Titans verstärkt mit Schulen zusammen? Gab es eine Art Initialzündung für das bewusste Eingehen von Schulkooperationen, speziell im GTA-Bereich?

Unser Verein begann bereits im Jahr 2006 an Schulen in Dresden und dem Umland über erste Ganztagsangebote Basketball-AGs anzubieten. Die ursprüngliche Idee war zunächst, die Bewegung der Kinder durch das Basketball-Angebot zu fördern und dadurch zugleich neue Zuschauer für Heimspiele unserer 1. Mannschaft zu gewinnen. Mit der Gründung unserer Nachwuchsabteilung im Jahr 2010 haben wir zugleich auch unsere GTA-Schultour auf mehr als zehn Kooperationen ausgebaut. Um den wachsenden Umfang sicherzustellen, wurden damals auch die ersten Stellen im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) zur Unterstützung geschaffen. Seither ist unser Verein auf mittlerweile fast 400 Mitglieder gewachsen, allein unsere Nachwuchsabteilung betreut dabei ca. 300 Kinder und Jugendliche.

Parallel ist auch unser GTA-Engagement stetig gewachsen. Aus anfänglich vier Schulkooperationen sind mittlerweile über 30 Partnerschulen geworden, an denen wir wöchentlich über 500 Kinder betreuen. Ergänzend zu den GTA haben wir im Jahr 2015 noch das Projekt „Titans machen Schule“ ins Leben gerufen. Hier besuchen wir etwa 35 Grundschulen pro Schuljahr, in denen wir einmal pro Woche kostenfrei einen ganzen Vormittag an der Schule den Sportunterricht übernehmen und alle Kinder mit dem Basketballsport bekannt machen. So kommen wir zusätzlich mit etwa 7.500 Kindern in Kontakt, wobei wir neben dem Sport auch das Thema gesunde Ernährung vermitteln. 

  • Wie viele Kooperationsvereinbarungen zwischen Verein und Schulen bestehen in der Saison 2020/2021?

Aktuell pflegen wir Kooperationen mit insgesamt 31 Schulen, davon 20 Grundschulen, acht Gymnasien sowie drei weiterführende Schulen. Dadurch bieten wir in Summe 53 GTA-Stunden á 60 Minuten an diesen Schulen an.

  • Wer übernimmt das GTA-Sportangebot an den Schulen?

Betreut werden die GTA-Stunden von verschiedenen Trainern aus unserem Verein im Haupt- oder Ehrenamt. Diese werden durch einen Freiwilligendienstleistenden im FSJ oder Bundesfreiwilligendienst (BFD) unterstützt. Von Vereinsseite werden die Betreuer vor Beginn des Schuljahres explizit für die GTA fortgebildet. Zudem sind wir darauf bedacht, dass die Übungsleiter eine entsprechende Lizenz durch den Verband vorweisen oder diese im Laufe des Schuljahres parallel auf Lehrgängen erwerben. Koordiniert werden die Schulkooperationen stundenweise von einem hauptamtlichen Schultour-Manager. Dieser ist nicht nur zentraler Ansprechpartner für die Schulen, sondern er fungiert auch als Mentor, der die GTA-Betreuer fachlich qualifiziert begleitet. So werden die Trainer bei der Bewältigung des verwaltungstechnischen Aufwands nicht allein gelassen und die Schule hat eine feste Bezugsperson im Verein, auf die sie sich verlassen kann.

  • Welche Ziele verfolgen die Dresden Titans bei der Kooperation mit Schulen?

Mittlerweile zielen wir darauf, mit den GTA so viele Kinder wie möglich mit dem Basketballsport in Berührung zu bringen. Dabei geht es uns sowohl um die Mitgliedergewinnung für die Nachwuchsabteilung unseres Vereins als auch für den gesamten Breitensport-Basketball in der Region Dresden. Dementsprechend vermitteln wir auch Kinder je nach Einzugsgebiet an andere Vereine in der Stadt. Weiteres Kernziel ist die Sichtung und Förderung von Talenten, wobei sich diese Spitze nur aus der Breite gewinnen lässt. Deswegen organisieren wir für unsere GTA-Schulen auch zwei Mal im Jahr einen breitensportorientierten Schulwettkampf neben „Jugend trainiert für Olympia“. Für die GTA-Teilnehmer aus den weiterführenden Schulen werden Teams zudem zu einer Stadtliga eingeladen, die an vier Wochenenden im Jahr ausgetragen wird. Daneben nutzen wir unsere GTA, um die Mädchen und Jungen für die Teilnahme an unseren Feriencamps zu begeistern, die oftmals ein guter Einstieg in den Vereinssport sind.

  • Gab es Herausforderungen beim Aufbau der Kooperationen und wie wurden diese gelöst?

Die größte Herausforderung beim Aufbau einer Schulkooperation ist es, dass man als Verein zunächst in Vorleistung gehen muss, in dem man Zeit investiert, um einen persönlichen Kontakt zur Schule aufzubauen. Dabei ist es elementar, einen oder mehrere „Verbündete“ in der Schule zu finden, der den Verein bei der Kooperation unterstützt. Wichtig ist, dass man als Verein mit klaren Vorstellungen auf die Schule zugeht, damit diese auch den Mehrwert für sich erkennt. Optimal ist der persönliche Kontakt zum Lehrer, GTA-Koordinator oder Schulleiter, deren Unterstützung benötigt wird. Sei es bei den vertraglichen Fragen oder bei der Bereitstellung der Schulturnhalle und deren Geräte, bis hin zur Bewerbung der GTA unter den Schülern, die am besten durch den (Sport-)Lehrer erfolgt, da dieser den direkten Kontakt zu den Schülern pflegt.

  • Was macht die Nachwuchsarbeit der Dresden Titans so erfolgreich und welche Rolle spielt dabei die Zusammenarbeit mit Schulen?

Ein Grund ist, dass bei uns im Verein die Nachwuchsarbeit denselben Stellenwert genießt, wie der Profibereich der 1. Mannschaft in der 2. Bundesliga ProB. Das eine funktioniert ohne das andere nicht. Dementsprechend wichtig ist, dass in beiden Bereichen konzeptionell, mit einer klaren Zielsetzung und vor allem qualifiziert gearbeitet wird. Aus diesem Grund haben wir uns 2010 bei der Gründung unserer Nachwuchsabteilung entschieden, hier ebenso wie im Profibereich auf hauptamtliche und qualifizierte Strukturen zu setzen. Dabei wird das Hauptamt durch das Ehrenamt unterstützt, wobei im Gegenzug die stetige Aus- und Fortbildung unserer ehrenamtlichen Übungsleiter als Vereinsstandard etabliert wurde. Um diese Strukturen zu schaffen, musste zunächst eine gewisse Zahl an Mitgliedern für den Verein generiert werden. Dazu hat unsere GTA-Schultour in den letzten Jahren einen großen Teil beigetragen. Neben den daraus resultierenden Mitgliedsbeiträgen haben auch zusätzliche Einnahmen aus den GTA-Geldern sowie gestiegene Teilnehmerzahlen in unseren Feriencamps oder auch mehr verkaufte Tickets zu den Heimspielen der Bundesliga-Mannschaft dazu beigetragen, dass Trainerstellen und damit auch Qualität im Nachwuchsbereich mitfinanziert werden konnten.