Gewalt hat viele Gesichter und sie betrifft Mädchen und Frauen in besonderem Maße. In der Corona-Krise sind soziale Kontakte eingeschränkt, Konflikte und häusliche Gewalt nehmen zu. Der Sport macht es möglich, Aufmerksamkeit zu erzeugen und Betroffene zu unterstützen. Daher ruft der DOSB dazu auf, gemeinsam mit seinen 90.000 Vereinen und weiteren Akteurinnen und Akteuren starke Netze gegen Gewalt zu knüpfen.
Dafür schreibt der DOSB mit Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum fünften Mal den Vereinswettbewerb „Starke Netze gegen Gewalt“ aus. Gewürdigt werden Beispiele besonders gut gelungener Zusammenarbeit im Kampf gegen Gewalt auf lokaler und regionaler Ebene. Dazu zählen Kooperationen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit (z. B. gemeinsam erstelltes Informationsmaterial, gemeinsame Pressearbeit etc.), langfristige Konzeptionen, die sich für die Sensibilisierung und Enttabuisierung des Themas einsetzen (z. B. Mitarbeit an „Runden Tischen gegen Gewalt“) oder auch Aktionen, die auf Präventions- und Beratungsangebote vor Ort hinweisen, wie z. B. ein gemeinsamer Aktionstag. Die besten drei Projekte werden mit 5.000, 3.000 und 2.000 Euro prämiert.
DOSB-Vizepräsidentin Petra Tzschoppe betont, dass gerade Sport auch Schutz vor Gewalt bieten kann: „Mit sportlicher Aktivität können Ängste abgebaut und die Gewissheit der eigenen Fähigkeiten gestärkt werden. Sport im Verein kann Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Selbstvertrauen geben und ebenso Vertrauen zu anderen ermöglichen. Fundamental dafür ist ein Klima des gegenseitigen Respekts und der Wertschätzung sowie eine Kultur des Hinsehens. In einem solchen Klima kann im Miteinander des Vereins auch die Aufmerksamkeit und Sensibilität gedeihen, um Betroffenen von Gewalt im familiären Bezug zu helfen, durch ein soziales Umfeld mit Personen, denen sie sich anvertrauen können und die für Hilfe sorgen. Vereine können auch in diesem Sinne eine Schutzfunktion ausüben.“
Zum Hintergrund: Zwei von drei Frauen erleben in ihrem Leben sexuelle Belästigung, jede siebte Frau wird Opfer schwerer sexualisierter Gewalt, fast jede vierte Frau wird im Laufe ihres Lebens mit einer Form von Stalking konfrontiert und etwa jede vierte Frau erleidet mindestens einmal körperliche und/oder sexualisierte Gewalt durch einen aktuellen oder früheren Beziehungspartner. Frauen mit Behinderung erleben doppelt so häufig körperliche Gewalt als nichtbehinderte Frauen. Auch im Sport kann es, begünstigt etwa durch körperliche und emotionale Nähe, Hierarchien und Abhängigkeiten zu Gewalt kommen. Der DOSB vertritt eine klare Haltung gegen Gewalt und Diskriminierung in jeglicher Form, ganz egal, ob körperlich, psychisch oder sexualisiert. Dabei kooperiert der DOSB mit starken Partnerinnen und Partnern aus unterschiedlichen Bereichen und unterstützt zum Beispiel das Hilfetelefon und die vor kurzem gestartete Initiative „Stärker als Gewalt“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.