Innerhalb der Workshop-Module des Landessportbunds Sachsen (LSB) wurden über einen Zeitraum von knapp zwei Monaten sowohl inhaltliche Diskussionen über den Vorfall geführt, als auch historische Fakten vermittelt. Robert Großpietsch, Projektleiter von „Im Sport verein(t) für Demokratie“ fasst den Ansatz des Kurses zusammen: „Die Spieler sollten zunächst die Möglichkeit bekommen, abseits der Öffentlichkeit ihre Meinung zu sagen. Es geht in unserem Programm nicht darum, den Jugendlichen mit erhobenem Zeigefinger gegenüberzutreten, sondern wir diskutieren vielmehr, wie ein Verein aussieht, in dem sich alle wohlfühlen können. Dabei wird automatisch über Themen wie Mobbing und Diskriminierung gesprochen – und den Spielern in diesem konkreten Fall die Möglichkeit gegeben, ihr Handeln zu hinterfragen.“
Neben Diskussionen zu Themen der demokratischen Bildung im Vereinsalltag ging es in den Workshops auch um geschichtliches Wissen: Im Mittelpunkt stand dabei die Vergangenheit von Lok Leipzig und die besondere Situation in den 30er Jahren. Vor dem Hintergrund der damals erfolgten Ausgrenzung und Ausweisung jüdischer Spieler aus dem Verein erörterten die Jugendlichen mit den Demokratietrainern des LSB Fragen des Mitläufertums und reflektierten, in welchem historischen Kontext ihr Handeln betrachtet werden muss.
Die betroffenen Spieler beschäftigten sich außerdem mit Biografien, die im Zusammenhang mit der NS-Ideologie stehen – unter anderem bei einem Rundgang über den Südfriedhof und dem Besuch des Stücks „Juller“ im Theater der Jungen Welt. Die Aufführung rund um das Leben des deutsch-jüdischen Fußball-Nationalspielers Julius Hirsch stellte den Abschluss der Workshop-Reihe dar und wurde nicht nur von den betroffenen Jugendlichen, sondern von zahlreichen weiteren jungen Lok-Mitgliedern besucht.
Stephan Guth, Vizepräsident des 1. FC Lokomotive Leipzig, zog zu diesem Anlass ein positives Resümee: „Mit viel Engagement und Fachwissen hat uns der LSB auf diesem schwierigen Weg begleitet. Wir denken, dass wir den Vorfall im Verein mit Sportlern und Mitgliedern ordentlich aufarbeiten konnten. Für seine ausgezeichnete Unterstützung sind wir dem LSB zu großem Dank verpflichtet.“
Der Landessportbund Sachsen hofft, dass der Verein die begonnene Arbeit an Strukturen und Denkweisen weiter fortsetzt und extremistischen Tendenzen auch in Zukunft entschlossen entgegentritt. Das Projekt „Im Sport verein(t) für Demokratie“ fungiert auch weiterhin als Ansprechpartner für alle im Sport aktiven Menschen, Vereine und Verbände, die sich Unterstützung bei der Bewältigung demokratiefeindlicher Tendenzen wünschen.
Das LSB-Projekt beinhaltet neben einem Bildungsangebot mit Workshops auch ein Beratungsangebot, das allen Betroffenen „Hilfe zur Selbsthilfe“ bei der Bewältigung der entsprechenden Herausforderungen leistet. Umgesetzt werden die Angebote von einem Team aus ausgebildeten Demokratie- und Konflikttrainerinnen und -trainern im Sport. Jede Anfrage an das Projekt wird streng vertraulich behandelt.
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