Das Lehrgangsangebot wurde durch den Landessportbund Sachsen in Kooperation mit der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig initiiert, um in der Praxis tätigen Trainerinnen und Trainern die Möglichkeit zu geben, sich mit den wissenschaftlichen Grundlagen der Betreuung von Nachwuchsleistungssportlerinnen und -sportlern auseinandersetzen zu können.

Erstes Präsenzwochenende

Studierende im Gespräch während einer Gruppenarbeit

Mit diesem Angebot soll die akademische Traineraus- und -fortbildung in Deutschland qualitativ erweitert werden. Am vergangenen Wochenende erhielten die insgesamt 20 Teilnehmenden, die alle hauptamtlich im Nachwuchsleistungssport tätig sind, Einblicke in die Sportorthopädie und -psychologie.

Interview

Wir haben uns mit Maria Hoppe und Vanessa Weilert, zwei Trainerinnen aus dem Wasserspringen, sowie Volleyballcoach Jens Neudeck zu den ersten Eindrücken im Kurs ausgetauscht.

 

Wie sah euer sportlicher Werdegang aus und was sind eure Hauptaufgaben als Trainer*in?

Jens Neudeck (Kursteilnehmender und sächsischer Landestrainer im weiblichen Volleyball) zoom
  • Jens Neudeck: „Meine Hauptaufgabe als Landestrainer im weiblichen Volleyball ist die Talentsichtung und Talentförderung für die Landesauswahl. Mit diesem Team treten wir dann beim Bundespokal gegen andere Bundesländer an. Auch die Traineraus- und -fortbildung gehört zu meinem Kerngebiet.“
  • Vanessa Weilert: „Ich bin Trainerin im Wasserspringen am Bundesstützpunkt in Leipzig und aktuell habe ich Sportler aus der 7.bis 10. Klasse. Ich war früher selbst aktiv und bin dann nahtlos übergegangen in die Übungsleitertätigkeit, habe hier am Campus Sport studiert und bin eben Trainerin geworden. Meine Hauptaufgaben sind Fehler finden, Fehler bewerten und nach Lösungen suchen. In der täglichen Arbeit gehört da natürlich wesentlich mehr dazu."
  • Maria Hoppe: „Ich habe selbst auch Wasserspringen gemacht und bin seit 2014 Trainerin.Ich betreue die Sportlerinnen der siebten bis neunten Klasse. Doch unsere Aufgaben sind, wie Maria schon gesagt hat, weit mehr. Wir arbeiten im Büro, buchen Hotels, übernehmen Autofahrten und am besten wären wir aus Sicht der Jugendlichen und Eltern noch Ernährungsberatung, Sportpsychologie und Physiotherapie in einem.“

 

Wieso hast du dich für den Zertifikatskurs beworben?

  • Jens Neudeck: „Wir haben bei allen Traineroffensiven, die wir gestartet haben, festgestellt, dass die akademische Laufbahn bei einigen Trainern fehlt. Ich glaube, wenn man so viele Quereinsteiger im Beruf hat, dann sollte man diesen die Möglichkeit geben sich berufsbegleitend akademisch weiterzubilden. Es ist deutschlandweit schwierig, gutes Trainerpersonal zu finden. Für mich war klar, wenn dann muss es hier an der Sportwissenschaftlichen Fakultät was geben, daher habe ich mich mit für den Kursstart engagiert."
  • Vanessa Weilert: „Ich habe eine Trainer-B-Lizenz und möchte den Zertifikatskurs nutzen, um mir auch etwas für den A-Trainer anrechnen zu lassen. Dadurch dass wir Bundesstützpunkt sind, brauchen wir mehr A-Trainer."
  • Maria Hoppe: „Ich habe mein Sportstudium damals nicht ganz bis zum Schluss gemacht, deshalb mache ich hier den Zertifikatskurs, um nach meiner Ausbildung eine Qualifikationsstufe nach oben zu rutschen. Gleichzeitig möchte ich mir Inhalte für den A-Trainerschein anrechnen lassen."

 

Wie gut ist der Kurs mit deinem Trainer*innenjob vereinbar? Auch im Hinblick auf Wettkämpfe am Wochenende?

  • Jens Neudeck: „Es ist anspruchsvoll, besonders weil wir in den Abendstunden trainieren und der Kurs morgens sehr zeitig beginnt. Die nächste Herausforderung wird sein, während des Trainingslagers den Kurs online zu besuchen. Aber es ist alles planbar und ein überschaubarer Zeitraum."
  • Vanessa Weilert: „Wir haben im Sommer unsere Qualifikationswettkämpfe für die Jugend-EM. Das fällt leider auf ein Präsenzwochenende, aber auch wir werden die Vorlesungen online verfolgen."
  • Maria Hoppe: „Unser Trainerkollegium weiß über unsere Doppelbelastung Bescheid, sie unterstützen uns und vertreten das Training. Aber online ist es natürlich etwas einfacher, wenn man nicht noch die Anfahrt hat und rechtzeitig loskommt zum Training."

 

Konntest du bereits Themen aus dem Kurs in der Trainingsplanung anwenden?

Maria Hoppe und Vanessa Weilert, Trainerinnen Wasserspringen am Bundesstützpunkt, SC DHfK Leipzigzoom
  • Jens Neudeck: „Wir haben uns im Theorieunterricht mit Stationstraining zur Technikerlernung auseinandergesetzt, was wir bei der letzten Trainerfortbildung getestet haben und auf das Volleyball gut anwendbar ist. Aber auch die Praxiseinheiten sind abwechslungsreich und setzen gute Impulse."
  • Maria Hoppe: „Definitiv, das interessante an dem Kurs ist, dass wir hier im Gegensatz zu dem Sportwissenschaftlichen Studium, was eher forschungsorientiert ist, viel mehr für die Sportpraxis mitnehmen und dann natürlich auch anwenden können."
  • Vanessa Weilert: „Die Inhalte sind ingesamt sehr anwendungsfreundlich. Man merkt einfach: das hier ist spezifisch für Trainer*innen im Nachwuchsleistungssport."

 

Wie bewertest du das Verhältnis von Theorie und Praxis Unterricht?

  • Jens Neudeck: „Ich empfinde es als wichtig, erst einmal die theoretischen Grundlagen sportartübergreifend zu erlernen."
  • Maria Hoppe: „Das Verhältnis finde ich top. Wir haben jederzeit eine offene Kommunikation und könnenüber Fallbeispiele aus der Praxis sprechen. Das ist echt hilfreich und oft in einem normalen Studium nicht möglich, da viele Studierende noch nicht in der Praxis als Trainer arbeiten.“
  • Vanessa Weilert: „Grundsätzlich ist es natürlich nur an den Präsenzwochenenden möglich praktisch zu arbeiten, aber das klappt ziemlich gut. Wir haben hier bereits Einblicke mit Übungen im neurozentrierten Training bekommen und auch im orthopädischen Bereich praktisch gearbeitet."

 

Worauf freust du dich am meisten?

  • Jens Neudeck: „Besonders freue ich mich auf die Sportpsychologie. Ich habe mich vor Kurzem zum Sportmentaltrainer ausbilden lassen und ich erhoffe mir, hier noch tiefer in das Thema einzudringen, weil das für uns im Volleyball wichtig ist. Außerdem freue ich mich auf den Austausch in der Gruppe. Wir fangen an, uns immer besser kennenzulernen, wachsen zusammen und können so voneinander profitieren."
  • Vanessa Weilert: „Insgesamt auf die ganze Kursauslegung auf den Nachwuchsleistungssport hin. Alle Dozierenden gehen auf Themen ein, die uns interessieren, und wir werden auch immer gefragt, was wir noch brauchen oder wissen wollen. Auch die Kursorganisation ist super, schnelle und kurze Wege."
  • Maria Hoppe: „Ich freue mich auf den Austausch mit anderen Sportarten. Auch das Techniktraining finde ich sehr interessant."

 

Wie geht es weiter?

Praxiseinheit mit Einblicke in die Orthopädiezoom

Nach dem Präsenzwochenende ging es dann schon ab Montag wieder nahtlos in die Onlinephase, die vor allem den Trainerinnen und Trainern der Sommersportarten in der nun beginnenden Hauptwettkampfsaison ihrer Sportarten viel Kraft und Disziplin abfordert. Tenor der Präsenzphase aber war, dass sich alle Trainerinnen und Trainer schon auf die nächste Präsenzphase Ende Mai freuen, um sich weiter auszutauschen und die Lehrkräfte mit den sich angestauten Fragen aus dem Alltag im Nachwuchsleistungssport zu löchern.